Erfolgreiche Kooperationsfachtagung „ÖPNV innovativ kombiniert“ in Oldenburg

Im Fokus der Veranstaltung „ÖPNV innovativ kombiniert“ am 20. 4.2018 stand die Problematik der Arbeitsplatzerreichbarkeit mithilfe des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum und der damit verbundene Arbeitskräftemangel. Vorgestellt wurden Möglichkeiten und Konzepte, um diesem Trend entgegenzutreten und ländliche Regionen als Arbeits- und Wohnort durch bedarfsgerechte Mobilitätsangebote attraktiver zu machen und letztlich eine „gesunde“ Daseinsvorsorge für die Zukunft zu ermöglichen.
Franz-Josef Sickelmann, Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Mobilität für den ländlichen Raum: „Wer nicht mobil ist und keine anderweitigen, ausreichenden Mobilitätsangebote nutzen oder private Hilfe in Anspruch nehmen kann, der kann die Apotheke, den Einkaufsladen oder aber die Arbeitsstätte nicht erreichen“. Er forderte die Entwicklung innovativer Mobilitätsformen – ein Teil davon könnte der weitere Ausbau multimodaler Mobilitätslösungen sein. Ziel müsse es sein, den Menschen den Übergang vom Fahrrad oder Auto auf den ÖPNV so unkompliziert wie möglich zu machen. „Hier brauchen wir Lösungen aus einem Guss“, so Sickelmann. Die zügige Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur sieht er als unerlässlichen Faktor für die ländlichen Räume. Die Verkehrsunternehmen müssten noch stärker als digitale Verkehrs- und Serviceunternehmen auftreten, auch unter Einbezug entsprechender digitaler Plattformen.
Personalprobleme
Nach den einstimmenden Fachvorträgen wurden vor den knapp einhundert anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern Herausforderungen und Handlungsempfehlungen erörtert. Uwe Roggatz von AllerBus wies aus Sicht des ländlichen Unternehmens auf die Knackpunkte bei der Einführung einer neuen Buslinie ins Gewerbezentrum hin. Der springende Punkt war hier der massive Azubi-Mangel durch eine fehlende ÖPNV-Anbindung. In diesem speziellen Fall erwies sich letztlich der ansässige Unternehmerverband als Treiber für eine interdisziplinäre Vernetzung vor Ort.
Gute Akzeptanz bei Pendlern im Landkreis Vechta erfährt das Projekt mobil+. Stephan Diekmann stellte die Kombination aus Rufbussen plus Mobilitätszentrale und Berater vor, die über die Pilotphase hinaus auch künftig vom Landkreis gefördert wird. Uwe Frömming vom Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen verwies in diesem Zusammenhang auf neue finanzielle Spielräume durch Förderprogramme des Landes, wie beispielsweise im Bereich der Stadt-/Umlandmobilität und der Mobilitätszentralen. Deutlich wurde hierbei, dass ohne zusätzliches Personal keine Verkehrswende vom Verkehrs- zum Mobilitätsdienstleister ausgehen kann – daher kämen die zusätzlichen Mittel zur rechten Zeit. Der Verkehrsexperte betonte in diesem Zusammenhang den hohen Stellenwert der Fachtagung als Vernetzungs- und Informationsveranstaltung.
Elektromobilität als Querschnittsthema
Um die Ecke denken lohne sich auch bei der Beantragung von Fördermitteln! So verwies Stefan Kleinheider als Leiter der Beratungsstelle Oldenburg-Osnabrück bei der NBank auf die Ausschreibung „Soziale Innovationen“. Wie diese im Bereich Verkehr- und Mobilität aus Sicht der Wissenschaft aussehen könnten, präsentierte Maria Rabadjieva vom Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Im EU-Projekt SI DRIVE wurden hierzu mehr als tausend soziale Innovationen im Rahmen eines Mappings analysiert, darunter auch Projekte aus dem Bereich Elektromobilität und Carsharing. Auch Nicklas Monte von den Stadtwerken Osnabrück griff diese Trends– neben autonomem Fahren und Digitalisierung – auf. Er sieht in der Elektrifizierung unterschiedlichster Verkehrsträger und ihrer Bündelung in einer Mobilitätsplattform ein zukünftiges Erfolgsmodell für Stadtwerke. Dr. Norbert Gebbe, der die Podiumsdiskussion fachlich moderierte, verwies hierbei auch auf die Chance neuer Geschäftsmodelle für Bürgerenergiegesellschaften.
Die Veranstaltung wurde organisiert von der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, von der Investitions- und Förderbank Niedersachsen NBank sowie vom Netzwerk Bürgerenergiegesellschaften Niedersachsen, dem Netzwerk Mobilität Niedersachsen und der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag. Das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems war neben der Industrie- und Handelskammer Oldenburg Kooperationspartner. Aufgrund des positiven Feedbacks zur Fachtagung in Oldenburg sind derzeit weitere Veranstaltungen bei den Ämtern für regionale Landesentwicklung in Planung.